Veränderung der Gewässerstruktur

Der Indikator »Grad der Veränderung der Gewässerstruktur« umschreibt die sukzessive Verbesserung bzw. Verschlechterung der Gewässerstruktur der Fließgewässer unter Anwendung der LAWA Gewässerstrukturklassifizierung (LAWA = Bund/Länder Arbeitsgemeinschaft Wasser). Die Gewässerstruktur ist in weiten Teilen stark verändert, wobei streckenweise begründete Restriktionen bei der Gewässerentwicklung vorliegen. Hinsichtlich der erreichbaren Natürlichkeit der Gewässerstruktur wird in zwei Kategorien differenziert:

Für die »erheblich veränderten« Fließgewässer sind aufgrund spezifischer Nutzungen nur eingeschränkte Entwicklungen der Gewässerstruktur möglich; demgegenüber sind für »nicht erheblich veränderte« Fließgewässer Entwicklung mit geringen oder ohne Restriktionen realistisch. Im Rahmen der Berechnung des Indikators gehen alle Fließgewässer ab einem Einzugsgebiet von 10 km² (Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) - Berichtsnetz) ein, für die durch das Übersichts- oder das Vor-Ort-Verfahren der LAWA die Gewässerstrukturklasse ermittelt worden ist.

Die Fließgewässerstrecken werden gemäß der 7-stufigen LAWA- Klassifizierung zur Ermittlung der Gewässerstruktur zugeordnet und eingestuft. Die mittlere Strukturklasse wird in Zuständigkeit der jeweiligen Fachbehörden der Länder für jede Kategorie getrennt ermittelt. Die Darstellung erfolgt auf einer siebenstufigen Skala als Grad der Abweichung vom natürlichen Zustand (1 = unverändert, 2 = gering verändert, 3 = mäßig verändert, 4 = deutlich verändert, 5 = stark verändert, 6 = sehr stark verändert, 7 = vollständig verändert).

Durch Mittelwertbildung über alle Strecken der jeweiligen Kategorie erfolgt die Bilanzierung der Fließgewässerkategorien. Durch die Verwendung des Mittelwertes wirken sich Verbesserungen auch in den schlechteren Strukturklassen, bspw. Verbesserungen von Strukturklasse 7 zu 6, auf die Bilanzierung aus.

Da Fließgewässer durch ihre hydrodynamischen Prozesse eine besondere Vielfalt an Lebensräumen und Arten erzeugen, spiegelt der Zustand der Gewässerstruktur die hydromorphologische und ökologische Integrität dieser Landschafts- und Lebensräume wider und sichert ihren typischen Arten - bei guter Wasserqualität - einen nachhaltigen Bestand.

Der Indikator Gewässerstruktur wurde in Sachsen für die Jahre 2009, 2015 und 2021 ausgewertet. Es wurden dabei alle sächsischen Fließgewässer, die zum jeweiligen Zeitpunkt als Oberflächenwasserkörper (OWK) nach WRRL (außer Bundeswasserstraßen) ausgewiesen sind, in die beiden Kategorien »erheblich veränderte« und »nicht erheblich veränderte« Gewässer eingeteilt und betrachtet. Aufgrund der starken Veränderungen bzgl. der verwendeten Datengrundlagen, also des Kartierverfahrens und des OWK-Netzes, sind die aktuellen Angaben aus 2021 nur eingeschränkt mit den LIKI-Angaben aus 2015 und 2009 vergleichbar.

Die Fließgewässer beider Kategorien weisen einen hohen Grad der Veränderung auf und sind somit weit von einem natürlichen Zustand entfernt.