Hochwasserschutzmaßnahmen
Der Indikator zeigt den Umfang der umgesetzten Hochwasserschutzmaßnahmen an der Elbe und Gewässern I. Ordnung.
Beschreibung
Das sächsische Hochwasserschutzprogramm basiert auf den nach dem Hochwasser 2002 erstellten Hochwasserschutzkonzepten. In den Konzepten wurden mehr als 1.600 Maßnahmenkomplexe vorgeschlagen, die nach einer Priorisierung seit 2006 umgesetzt werden. Die Maßnahmen, für die die Landestalsperrenverwaltung (LTV) zuständig ist, wurden zu aktuell 749 Projekten zusammengefasst.
Der Indikator zeigt den Umfang der umgesetzten Hochwasserschutzmaßnahmen ausgewählter Maßnahmenkategorien an der Elbe und Gewässern I. Ordnung im Freistaat Sachsen sowie die im Zuge dessen gewonnene Retentionsfläche seit 2002.
Der Umfang der Hochwasserschutzmaßnahmen wird angegeben als Anzahl der fertiggestellten, der im Bau befindlichen und in Planung befindlichen Anlagen. Darunter befinden sich Deichrückverlegung/Deichrückbau/Deichschlitzung/Deichentwidmung, neue Flutungspolder und Hochwasserrückhaltebecken.
Die Werte der umgesetzten Hochwasserschutzmaßnahmen werden einmal jährlich durch die LTV aktualisiert. Die Werte der gewonnenen Retentionsflächen werden unregelmäßig und anlassbezogen aktualisiert.
Aussage
1. Anzahl von Hochwasserschutzmaßnahmen in den drei Kategorien fertig/im Bau/in Planung
Das Risiko von Überschwemmungen in Teilen Sachsens ist hoch. Häufig betroffen sind die Anlieger an den großen Flussläufen. Die Jahrhundertflut der Elbe im August 2002 verursachte Schäden in einstelliger Milliardenhöhe. Im August 2010 haben erneut heftige Regenfälle mit Schwerpunkt an der Lausitzer Neiße und im Raum Chemnitz in Sachsen massive Überschwemmungen mit Schäden in Höhe von über 800 Millionen Euro hinterlassen. Im Jahr 2013 kam durch Schäden in 378 der 438 sächsischen Kommunen, erneut eine Schadensumme von 1,8 Milliarden Euro zustande.
Demgegenüber hat der Freistaat Sachsen seit 2002 bereits mehr als zwei Milliarden Euro in den Hochwasserschutz investiert und investiert weiter in den vorbeugenden Hochwasserschutz. Die Anzahl der fertigen und im Bau bzw. in einer Planungsstufe befindlichen Hochwasserschutzmaßnahmen gibt auf einfach verständliche Weise den Stand der Hochwasserschutzinvestitionen des Freistaates Sachsen wider.
Eine absolute Sicherheit gegen Hochwasser gibt es allerdings nicht. Daher muss jeder, der an einem Fluss lebt oder dort Eigentum hat, sich seiner Gefährdung bewusst sein und auch selbst vorsorgen. Um Schäden gering zu halten, sollten Bauwerke, technische Gebäudeausstattung und Grundstücke an mögliche Überflutungen angepasst werden.
2. Gewonnene Retentionsfläche seit 2002 in ha
Ein angemesserner Hochwasserschutz für die Bevölkerung wird nicht nur durch bauliche Hochwasserschutzmaßnahmen erreicht, sondern durch das Zusammenspiel verschiedener Maßnahmen des Hochwasserrisikomanagements. Neben Maßnahmen zur Eigenvorsorge (sowohl baulich als auch finanziell vorsorgend), möglichst präzisen Hochwasserwarnungen und weiteren möglichen Maßnahmen zur Verminderung der negativen Auswirkung von Hochwasserereignissen, ist auch die Vergrößerung der Retentionsflächen an den Fließgewässern eine Maßnahme, die von der LTV gezielt umgesetzt wird.
Im Regelfall werden solche Maßnahmen außerhalb der bebauten Gebiete umgesetzt und umfassen Deichrückverlegungen und vergleichbare Maßnahmen (Deichschlitzungen, Deichentwidmungen) als ungesteuerte Maßnahmen sowie Flutungspolder und Hochwasserrückhaltebecken als ungesteuerte oder gesteuerte Maßnahmen. Einige dieser Vorhaben bieten zusätzlich Synergien zu naturschutzfachlichen Zielen und bilden den Schwerpunkt des aktuellen sächsischen Auenprogramms. Der hohe Flächenbedarf ist aufgrund der intensiven Landnutzung in den Flusstälern derzeit ein grundsätzliches Umsetzungsproblem solcher Maßnahmen, zumal auch Entschädigungsfragen zu beantworten sind.
Die Retentionspotentiale entlang der Fließgewässer reichen allerdings nicht aus, um angemessenen Hochwasserschutz in bebauten Gebieten bei seltenen großen Hochwasserereignissen zu erreichen. Bei Starkregenereignissen oder langandauerndem endbetontem Dauerregen sind solche Rückhaltepotentiale im Verhältnis zur großen Niederschlagsmenge nicht ausreichend bzw. sind die vorhandenen Rückhaltepotentiale bereits gefüllt/gesättigt und können daher keine Scheitelreduzierung mehr bewirken.
Daher wird auch zukünftig ein modernes Hochwasserrisikomanagement immer aus einer Kombination von dezentralen, technischen und vorsorgenden Hochwasserschutzmaßnahmen bestehen.
Bewertung
Mit der weiteren sukzessiven Umsetzung der Maßnahmen aus den Hochwasserschutzkonzepten wird zukünftig der Schutz der Bevölkerung vor Hochwasserereignissen weiter verbessert. Dabei sind die Wirkung von baulichen Hochwasserschutzmaßnahmen entlang der Gewässer und die Wirkung von Maßnahmen zur Verbesserung der Retention aufeinander abgestimmt.
Gleichzeitig werden die konzeptionellen Grundlagen, also Vermessungsdaten, hydraulische Modelle, Gefahrenkarten und die Hochwasserschutzkonzepte selbst, wenn notwendig aktualisiert. So können einerseits alle Maßnahmen auf einer jeweils aktuellen fachlichen Grundlage umgesetzt und andererseits der Bevölkerung sowie den Landkreisen und Kommunen aktuelle Grundlagen für Eigenvorsorge, Schadensvermeidung und Gefahrenabwehr bereitgestellt werden.
Im Zuge der Aktualisierung der Hochwasserschutzkonzepte zu Hintergrunddokumenten für die Hochwasserrisikomanagementpläne der Elbe bzw. der Oder wird sich die Gesamtzahl der umzusetzenden Hochwasserschutzmaßnahmen ändern.
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Ansprechpartner
Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie
Referat 21: Grundsatzangelegenheiten, Öffentlichkeitsarbeit
Sebastian Bartel
Telefon: 0351 2612-2106
E-Mail: Sebastian.Bartel@smekul.sachsen.de
Webseite: http://www.lfulg.sachsen.de